Das Training im Alltag, oder der Druck trainieren zu müssen…

Meistens setzt man sich am Anfang eines Jahres Ziele, die man erreichen möchte. Egal in und für welche Lebenslagen. So natürlich auch im Sport.
In meinem Fall ist es so, dass ich mir so 1-4 Wettkämpfe rausgesucht habe, die ich gerne bestreiten will, unabhängig von den Zielen, die ich mit jedem einzelnen dieser Wettkämpfe verbinde. Wie den meisten anderen Läufern auch lebe ich nun mal nicht vom Laufen selbst. Man hat eine 40-50 Std. Woche, verbringt die ein oder andere Std. auf der Straße und hat auch noch Freunde / Familie, die ab und an auch mal gepflegt werden wollen 🙂
So kommt es meist, wie es auch kommen muß, Termine überschneiden sich, die eine oder andere Trainingseinheit muß ausgelassen werden, die Gesundheit spielt ab und an nicht mit, kurz gesagt, es läuft halt nicht immer so wie es sollte.

Nun gibt es ja den einen oder anderen, der alles erzwingen möchte. Man setzt alles daran, seine Einheiten durch zu ziehen, egal wie „wenig“ Zeit jemand hat und wie der Gesundheitszustand ist. Meiner Meinung nach ist genau jetzt der Punkt, an dem man alles verschlechtert. Der Streß nimmt zu, die Gesundheit wird schlechter, die Laune wird schlechter (Zeit Mangel, Familienstreß, Arbeitsstreß usw.) und wenn man ehrlich zu sich selbst ist, verliert man die Lust und den Spaß an seinem Hobby.

Muß das sein?

Was mich bei der Frage beschäftigt ist, Warum machen wir das eigentlich. Klar, jeder Mensch hat Ziele, ist auch gut so, aber ist die Priorität der Ziele korrekt? Nimmt man sich Zeit für das Wichtige oder vermehrt für das „Nebensächliche“ ? Was ist Wichtig? Wer legt denn fest, was wichtig ist und was nicht?
Und jetzt wird aus dem Alltag, aus dem Berufleben, Privatleben, sportlichen Zielen der eigentliche Wettkampf. Doch nicht mich „sich selbst und seinen Zielen“, sondern mit allen anderen um sich herum. Stichwort: „SozialMedia“ …

Es fällt immer mehr auf, dass es keine „Super gemacht“ – Aussprüche mehr gibt, es gibt kein Danke und kein Bitte sondern nur noch das wetteifern nach „Höher, Schneller, Weier“. Man zählt nichts in der Gesellschaft, wenn man im Strom mit schwimmt, oder ab und an auch mal verliert. Man zählt nur etwas, wenn man zu jeder Zeit, bei jeder Gelegenheit die Nummer 1 ist. Nur so findet man Unterstützung, Hilfe, lernt Leute kennen, die einem dann wieder behilflich sind beim Job, Job suchen, usw. usw. Ich gebe es zu, ich bin bei Facebook, ja, und ja ich lese viele „Einträge“ mit. Aber genau dies hat mich zu diesem Gedankengang gebracht. Wenn man keinen neuen Weltrekord postet, erntet man einen Shitstorm. Jeder, egal ob berechtigt oder unberechtigt meint, seine „guten Ratschläge“ und seine „wichtige“ Meinung kund zu tun. Das man damit eventuell auch jemanden kränkt, verletzt und demotiviert ist nicht wichtig. Die Hauptsache ist ja, „mir“ geht es gut, die anderen sind alle Schlecht und nicht wichtig.
Für das Ego, bin ich jetzt auf eurer Seite, „Ich“ .. mir muß es gut gehen, Ich muß leben, Ich muß in und mit meinem Leben zurecht kommen. Doch zählen deshalb andere Menschen, ja meine sogenannten Freunde nichts mehr? Ich geh sogar weiter: Habe ich das Recht einen anderen Menschen, vor den Kopf zu stoße, zu beleidigen oder seine Lust auf seinen geliebten Sport, Beruf, Hobby zu nehmen?

NEIN

Definitiv ist es das nicht! Wenn meine Ziele nicht mit den Zielen anderen überein stimmen, so sollte es doch trotzdem möglich sein, die Leistung anderer zu würdigen. Ich muß ja auch nicht immer gleich sage: „Ich bin aber besser“. Warum? Warum kann ich nicht einfach mit meier Leistung zufrieden sein und die Leistung anderer würdigen?
WENN das so wäre, dann, so glaube ich, hätte man den Druck auch selbst nicht, sich zu „blamieren“. Dann könnte man eventuell auch mal eine Trainingseinheit ausfallen lassen, um auf das angeschlagene Thema zurück zu kommen. Dann könnte man ggf. auch mal  5 gerade sein lassen, sich trotzdem freuen, trotzdem Spaß am Leben und an seinem Hobby, egal welches es ist, haben. Meine Ziele sind deswegen nicht weg, verloren, nicht erreicht. Meine Ziele kann ich trotzdem erreichen. Vielleicht verschiebt man das eine oder andere Ziel, oder definiert es neu.

Ich habe viele nette Menschen durch meinen Sport kennen gelernt. Ich hab viele Erlebnisse mit meinem neuen Lieblingshobby, dem Laufen, gehabt. Was ich gelernt habe:

  • Ich kann immer Stolz auf das sein, was ich mache.
  • Ich darf immer Stolz auf meine Leistung sein.
  • Ich muß mich vor niemanden rechtfertigen
Nimmt man sich das zu Herzen, und vereinbart das mit seinem Leben, seinen Zielen, somit „darf“ man auch mal eine Trainingseinheit ausfallen lassen. 98% (meine Aussage) der Läufer leben nicht von Ihrem Hobby und gerade die sollten sich im klaren sein, dass es ein Hobby ist und es Dinge gibt, die einfach wichtiger sind.
Daher mein Vorschlag:
Trainiert so viel und so gut es geht. Wenn es mal nicht so läuft, dann trotzdem Kopf hoch und nicht gleich alles hin werfen.
Winston Churchill hat einmal gesagt: Die Kunst ist es einmal mehr aufzustehen, als man hingefallen ist.
Lasst euch den Spaß nicht nehmen, weder am Hobby, noch am Beruf, noch am Leben. Macht das auf was IHR Lust habt, nicht was „die Meute“ von euch erwartet. Der Trainingsalltag hat viele Gesichter, und es werden viele Hürden aufgestellt, diese zu meistern und trotzdem Spaß an seinem Hobby zu haben, das alleine macht euch schon zu etwas besonderem.  Und sind wir doch mal ehrlich, die meisten von euch verdienen genau den selben Betrag, ob sie jetzt den Marathon 1 Minute schneller oder langsamer laufen.
In diesem Sinne… bleibt sportlich 🙂